Zimmerei Kay Arnswald
Tagebuch eines Auszubildenden bei „Manche mögens Holz“
aus Helbigsdorf / Wilsdruff
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„Hier schreibt der Stift - Tagebuch eines Auszubildenden“
Seit 2018 sind wir Ausbildungsbetrieb. Moritz, unser erster Azubi, hat in den drei Jahren seiner Ausbildung ein Foto-Tagebuch geführt. Darin hat er einige Momente festgehalten, die ihn in seiner Ausbildungszeit hier im Betrieb beschäftigt haben. Dies ist gleichzeitig ein guter Querschnitt unserer täglichen Arbeit. Außerdem finden Sie hier seine Super-Belegarbeit zum Thema Fachwerk. Dass Moritz schließlich mit besten Leistungen abgeschlossen hat, macht uns auch ein wenig stolz.
Die erste große Baustelle 2021 war diese umfangreiche Fachwerksanierung in Taubenheim bei Meißen. Wie immer wurden nur die nötigen Bauteile ausgetauscht und sonst viel mit Passstücken gearbeitet, um möglichst viel der historischen Bausubstanz zu erhalten. Die Mauerschwelle wurde komplett ausgetauscht und in Eiche ausgeführt, um eine lange Haltbarkeit zu erreichen.
Unsere erste Aufgabe dieses Jahr war eine kleine Terrassenüberdachung mit traditionellen Holzverbindungen.
Ich habe die Freizeit-Lockdowns des letzten Jahres genutzt um ein klein wenig zu basteln. Nach am Ende doch fast einem Jahr Bauzeit ist mein kleines Fachwerk-Vogelhaus nun endlich fertig geworden. Es besteht aus Eichenholz des historischen Parketts des Bahnhofs von Annaberg-Buchholz, dass wir letztes Jahr im Rahmen eines Holzschutzgutachtens punktuell entfernen mussten.
Anfang Dezember haben wir das Fachwerkhaus in Reichenbach, welches wir Anfang des Jahres sanierten, mit einer sogenannten Kriecher-Decker-Schalung aus Lärchenholz verkleidet. Dadurch konnte eine Außendämmung mit Holzweichfaserdämmung realisiert werden, während das Fachwerk von innen sichtbar bleibt.
Dieses Baustelle ist unzweifelhaft mein Highlight 2020! Am Nebengebäude einer denkmalgeschützten Hofstelle fanden wir einen historischen Laubengang vor, den es aufgrund seines mittlerweile (nach immerhin mehr als 150 Jahren freier Bewitterung!) schlechten Zustandes Rückzubauen und zu Rekonstruieren galt. Bei einem Laubengang handelt es sich um eine früher übliche Art der Gebäudeerschließung, bei der die erste Etage des Hauses über einen balkonartig angelegten Treppenaufgang von außen erreicht wird. Dieser wird durch ein vorgelagertes Fachwerk abgeschlossen, dass auf den Deckenbalken des Hauses ruht, die durch die eigentliche Außenwand hindurch geführt werden. Diese Deckenbalken wurden von uns angeschuht, d.h. die vergammelten Balkenköpfe zurückgeschnitten und neues Holz mittels Blattverbindungen angesetzt. Der Laubengang selbst wurde kommplett neu errichtet und schließlich mit Brettern aus Lärche verschalt. Die Wahl der (im Außenbereich) dauerhafteren Lärche statt der originalen Fichte als Verschalung, sowie einige Verbesserungen des konstruktiven Holzschutz, die wir im Vergleich zum Bestand vorgenommen haben, lassen uns hoffen, dass der rekonstruierte Laubengang die nächsten 150 Jahre ohne Probleme packen sollte!
Neben der Denkmalsanierung, bei der es uns vordergründig um den Erhalt des Originalzustandes geht, sind wir natürlich auch dort tätig, wo im Zuge von Altbausanierungen bauliche Änderungen vorgenommen werden sollen. So zum Beispiel hier in Dresden Lockwitz, wo wir ein etwa 100 Jahre altes Haus um zwei Gauben bereicherten, um im Dachgeschoss mehr Platz für Wohnraum zu schaffen. Die hierfür herausgeschnittenen Sparren wurden von uns abgebürstet und schließlich als sichtbare Deckenbalken wieder eingebaut.
Dank Corona durfte ich die letzten Wochen nicht in die Berufsschule und so konnte ich das erste Mal von Baubeginn bis -abschluss an einer unserer Baustellen teilnehmen. Die letzten Wochen haben wir ein etwa 150 Jahre altes denkmalgeschütztes Fachwerkhaus in Reichenbach saniert und dabei teilweise die Deckenbalkenlage ausgewechselt, einen Deckenbalken mittels Blattverbindung angeschuht und teilweise einzelne Fachwerkbauteile gewechselt, ohne die intakten Hölzer anzutasten. Oft wurden nur einzelne Passstücke eingesetzt, wo der Bestand vergammelt war, denn meist ist ein entsprechender Schaden nur punktuell und das Bauteil kann insgesamt gehalten werden. Der Westgiebel (Wetterseite) musste allerdings komplett denkmalgerecht erneuert werden, was ein besonderer Spaß war und mir viele schöne und lehrreiche Momente bescherte. Genießt die schönen Fotos, bleibt gesund, setzt wenn nötig eine Maske auf und erzählt nicht irgendwelche wahnsinnigen Verschwörungstheorien. Euer Moritz, bis bald!
Die letzten zwei Wochen habe ich in der warmen Berufsschule in Löbau gesessen. Auch wenn das ziemlich früh aufstehen bedeutet, ist das Pensum stets erträglich und die Nachmittage frei. Allerdings stand diesmal eine etwas umfangreichere Aufgabe an: eine Belegarbeit zum Thema Fachwerk in Deutschland. Mindestens gefordert war etwas um die 10 Seiten, nach tagelangem Schreiben sind es bei mir nun 36 geworden. Mir fallen zwar zahlreiche Dinge ein, die genauer hätten beleuchtet werden müssen und wahrscheinlich werden Fachmenschen auch genug an der einen oder anderen Formulierung auszusetzen haben, dennoch bin ich im Grunde recht zufrieden mit meinem Ergebnis. Wenn es euch interessiert, lest doch mal rein:

Der Fokus bei uns in der Zimmerei liegt unzweifelhaft auf der Sanierung von alten Fachwerkhäusern. Daher war es umso interessanter, als wir vor einiger Zeit diese Garage in Radebeul errichteten. Mit einer Mischung aus moderner Holzkonstruktion und einer Fachwerkwand auf einem Sandsteinsockel wurde eine Schuppen-Garagen-Kombination mit Flachdach geschaffen, die wir anschließend mit Rombusleisten aus Lärche horizontal verschalten. Es war interessant, mal etwas anderes, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen:
Abb. 1) Nachdem die Mauern aus historischen Sandsteinquadern gesetzt waren, haben wir eine traditionelle Fachwerkkonstruktion als Grundgerüst errichtet.
Abb. 2) Die Verkleidung erfolgte aus Lärche-Profilholz.
Abb. 3) Innen verkleideten wir alles mit großformatigen Dreischichtplatten.
Mal wieder ein altes Haus mit Denkmalschutz, mal wieder eine Abrissgenehmigung weil Eigentum offensichtlich nicht zum Erhalt von historischer Baukultur verpflichtet und mal wieder der idealistische Wunsch, die Substanz zu retten, und hoffentlich eines Tages im neuen Freilichtmuseum in Sachsens Mitte aufzubauen.
Dieses Mal handelte es sich um eine 1780 erbaute Fachwerkscheune in Bärenstein im Erzgebirge. Nachdem die Dachdeckung abgenommen war, begann der eigentliche Spaß des Konstruktionsrückbaus. Wir begannen damit, die Sparrenpaare mitsamt der Kehlbalken jeweils im ganzen mit dem Kran abzuheben und nahmen diese am Boden vorsichtig auseinander, indem die Holznägel ausgeschlagen wurden. Anschließend folgten die Deckenbalken und schließlich ebenerdig die gesamte Fachwerkunterkonstruktion.
Insgesamt waren wir sieben engagierte Handwerker, die an diesem Tag bei Sonne und Hitze als ehrenamtliche Denkmalpfleger ihrem Herzen folgten, um der Scheune vielleicht ein neues Leben und eine neue Nutzung zu ermöglichen.
Alles wurde anschließend auf einen Sattelzug geladen und am nächsten Tag in Wilsdruff abgelagert. Nun wartet die Scheune auf ihren Wiederaufbau nach den vorher angefertigten Aufmaßen und Plänen und ich hoffe, dass ich das Glück habe, bei diesem großen Puzzle mitmachen zu können.
In der fünften und vorerst letzten Wochenendaktion haben wir nun alle Holzbauteile unseres Chemnitzer Oberlaubenhauses abgebaut und abtransportiert. Diesmal hatten wir einen Kran dabei, was den zeitlichen und körperlichen Aufwand natürlich stark erleichtert hat. Das Haus liegt nun auf wenigen Quadratmeter zusammengestapelt und wartet auf seine Wiedergeburt.
Am Beispiel dieses Hauses in Ullendorf lässt sich sehr gut zeigen, was unsere alltägliche Arbeit ist: Fachwerksanierung im Bestand. In einer Woche haben wir das Fachwerk samt Schwellen und Rähm auf sechs Metern komplett ausgetauscht, leider war hier aus dem Altbestand nichts zu retten.
Auch zwei Deckenbalkenköpfe mussten saniert werden, doch in den übrigen konnten wir die historischen Verbindungen erhalten bzw. wieder nutzbar machen.
Nach dem Einbau der neuen Schwellen und dem Abbund der einzelnen Fachwerkteile folgte schließlich der Kraftakt des Einbaus der Wand in den Bestand, d.h. zwischen Schwellen und Deckenbalken des Untergeschosses und die Deckenbalken der Dachebene.
Hierfür braucht es Geduld, Präzision und eine gewisse Bereitschaft zu punktueller Gewaltausübung ...
Nicht immer ist es möglich Baudenkmäler vor Ort zu erhalten, wie es wünschenswert wäre, und daher haben wir es hin und wieder auch mit unkonventionelleren Methoden der Denkmalpflege zu tun. Ein Beispiel hierfür ist dieses Oberlaubenhaus in Chemnitz von 1777. Es war bereits zum Abriss freigegeben, doch da es in Sachsen nur noch sehr wenige Häuser dieser Art gibt lag es sowohl der Denkmalbehörde als auch uns, als Fachwerkenthusiasten sehr am Herzen eine Konservierung zu ermöglichen.
Also wurde der Plan eines geordneten Rückbaus zum Zweck eines späteren Wiederaufbaus im Rahmen eines (noch zu entstehenden) Freilistmuseums in Mittelsachsen gefasst. Um diese Transloszierung (so der Fachbegriff) überhaupt möglich zu machen, war zu allererst ein detailliertes Aufmaß nötig, wobei alle Hölzer des Hauses nummeriert wurden, um sie in der Zeichnung zu kartieren.
Es folgten die umfangreichen aber umso vorsichtigeren Rückbaumaßnahmen, die allesamt ehrenamtlich erfolgten. Abschließend wurde das Haus in Einzelteilen in einer Scheune eingelagert und es bleibt nur zu hoffen, dass die Wiedererrichtung nicht allzu lange auf sich warten lässt, ich halte euch auf dem Laufenden!
Sicherlich hat eine kleine Zimmerei aus Mittelsachsen nur einen sehr begrenzten Einfluss auf das politische Geschehen in der Welt. Dennoch wollen wir das gesellschaftliche Geschehen nicht aus den Augen verlieren.
Angesichts der guten Konjunktursituation im Handwerk wollen wir unser sozialen Verantwortung nachkommen und haben uns dieses Jahr für eine Spende an MISSION LIFELINE entschieden. Dies ist eine Dresdner Organisation, die Seenotrettung im Mittelmeer betreiben. Das massenhafte Sterben von Schutzsuchenden auf dem Mittelmeer und das Wegsehen von Institutionen und Zivilbevölkerung beschämen uns zutiefst. Falls es Ihnen genauso geht, finden sie hier das Spendenkonto von MISSION LIFELINE und Informationen, wie sie die Organisation ansonsten unterstützen können: www.mission-lifeline.de
Ich und die Firma wünschen Ihnen allen eine friedliche Weihnachtszeit und einen guten Start in 2019!
Ihr und Euer Moritz
Anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums haben wir im Oktober an der „denkmal“ 2018 teilgenommen. Es ist die europäische Leitmesse für Denkmalsanierung auf der sich die richtig großen Firmen präsentieren. Und wir.
Dementsprechend aufgeregt waren wir im Vorfeld.
Wochenlang suchten wir nach sinnvollen Ideen für unseren Stand und entschieden uns schließlich für eine Lebensechte Fachwerkwand mit anschaulichen Reparaturbeispielen.
Glücklicherweise konnten wir auf einer Abrissbaustelle Altholz bergen, das wir entnagelten, bürsteten und schließlich in unsere Messewand verwandelten. Noch einige Holzverbindungen allerlei dekorative Spielereien und los ging es zur Messe.
Die war spannend, anstrengend, interessant und auf jeden Fall erfolgreich.
Neben vielen zufriedenen Kunden hatten wir auch viele neue Gesichter mit spannenden Projekten am Stand und ich hatte Gelegenheit mich über die verschiedensten Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre zu informieren.
Eine Konstante der Firma sind kleinere Aufträge für die örtlichen Kindergärten und so helfen wir immer gern, wenn es darum geht, den Hausmeistern mit schönem Holz zuzuarbeiten. Hier schleife ich gerade Robiniestücke, die am Ende als Palisaden den Sandkasten begrenzen werden. Nichts Aufwendiges, aber mit Robinie zu arbeiten, ist immer toll!
Das Schönste an unserer Arbeit: Im Gegensatz zu vielen großen Zimmereien machen wir echt schönen Kleinkram. Hier ging es darum, in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus dem vorletzten Jahrhundert einen großen Raum in zwei kleinere zu verwandeln. Da es der Anstand verbietet, hier über Trockenbaulösungen nachzudenken, kamen wir zum Zug und bauten eine neue Fachwerkwand, die wir im bestehenden Deckenbalken verzapften, etwas knifflig, genau unser Ding. Beim Abbund von neuen Konstruktionen nutzen wir die traditionellen Abbundzeichen, die das spätere Zuordnen und Zusammensetzen der Bauteile erleichtern. So wird die Endmontage zum Kinderspiel und nebenbei sieht es einfach wirklich gut aus! Das fand auch der Bauherr, der sich schließlich (entgegen der bisherigen Planung) entschloss, eine Seite der Wand unverputzt zu belassen, um die Sicht aufs Holz zu erhalten. Gut das wir uns prinzipiell darum bemühen, dass am Ende alles gut aussieht.